Juden & Muslime – So nah. Und doch so fern
Teil I – 610 – 721
Warum gibt es heutzutage so viel Feindschaft zwischen Juden und Muslimen – wenn ihre beiden monotheistischen Religionen doch so verwandt sind? Sie sind wie feindliche Brüder. Doch wie viele Menschen kennen ihre lange, gemeinsame Geschichte, die viel länger dauerte als die ihrer Zusammenstösse seit der Gründung des Staates Israel?! Rückblick in die dunkle Spätantike, von der wir wenig wissen und wenig wissen wollen. Erinnerung auch an die gemeinsamen Wurzeln von Islam, Judentum und Christentum, den sogenannten Religionen des Buches.
Der ARTE-Film, im letzten Sommer wiederholt, führt uns über das staubige Hedscha-Gebirge in Westen Saudi Arabiens, in die Stadt Mekka, die Heilige Stadt, um die berühmte Kaaba erbaut, den schwarzen, uralten Meteoritenblock, bereits zu vorislamischer Zeit verehrt.
Vor dem 6. Jahrhundert, der „Geburt“ des Islam, hing die Mehrheit der Araber dem Polytheismus an, dem sie häufig Opfer darbrachten, was auch für die Juden und Christen dort galt. Die meisten Bewohner der Stadt Medina waren übrigens damals Hebräer aus Jerusalem, geflohen nach der Zerstörung des Tempel im Jahre 70 n.Chr. durch die Römer, und ein wesentlicher Bestandteil der arabischen Gemeinschaft. Die Lebensweise der Juden war nicht viel anders als die der Araber : ähnliche Überzeugungen, ähnliche Ideale, ähnliche Gedichte. Alle schätzten ähnliche Tugenden, betrieben Landwirtschaft in und Handel zwischen den Oasen. Die jüdischen Stämme hatten nur eine andere Religion, waren jedoch keine anderen Stämme als die Araber. Sie schlossen Abkommen und Allianzen mit den Arabern und waren so mit ihnen verbunden. Für die Araber war die jüdische Religion der Menschen nicht wirklich wichtig. Die Gesellschaft war eine Stammesgesellschaft.
Die heiligen Bücher der Christen und der Juden
Juden waren also Araber wie alle anderen. Sie liebten das Vortragen von Gedichten, die Reit- und die Kriegskunst. Die Ressourcen in jener ariden Gegend waren sehr knapp, Kriege, auch um Nahrungsmittel, also keine Seltenheit. Das Leben der Menschen hing ganz von der Stammeszugehörigkeit ab, es gab keine Zentralmacht. Es konnte auch passieren, dass sich jüdische Stämme untereinander bekämpften. Die jüdischen Stämme von Medina sollten eines Tages ein sehr enges Verhältnis zum Propheten Mohammed pflegen. Die Thora, das heilige Buch der Juden, war ein kostbares Gut und wurde mit den Karawanen durch die Wüste transportiert.
Die heiligen Bücher der Christen und Juden übten eine magische Anziehungskraft auf die arabischen Polytheisten aus, von denen die allermeisten Analphabeten waren. Es bereitete ihnen Unbehagen, dass sie keine Heilige Schrift besassen. In Byzanz und Äthiopien war das Christentum Staatsreligion, in Persien wurde Zarathustra angebetet. Auch in Persien spielte das Judentum eine wichtige Rolle.
Es gab Menschen, die sich eine neue Religion wünschten, sie lehnten es jedoch ab, Christen oder Juden zu sein, und zwar wegen der Macht von Byzanz und des Christentums ebenso wie wegen der Macht Persiens und der dortigen Juden.
Mohammeds Erleuchtung
Im Jahre 610 ist Mohammed 40 Jahre alt und lebt in Mekka. Seit einem Jahr ist er auf der Suche nach dem einen Gott. Er gehört zum Stamme der Kureish, dem stärksten der Polytheisten. Ihren Reichtum und ihr Ansehen verdanken die Kureish der Kaaba, für deren Verwaltung sie zuständig sind. Die Kaaba lockt schon damals zahllose Pilger aus dem ganzen Hedschas an. In Mohammeds Leben spielt Spiritualität eine zentrale Rolle. Regelmässig zieht er sich in eine Höhle in der Umgebung zurück. Eines Tages ist er wie verwandelt und berichtet von einer Erscheinung, die ihm eine göttliche Botschaft übermittelt habe. Das kam nicht von ihm selbst. Er weiss, dass es Gott ist, der zu ihm spricht. Was sagt die Stimme? Sie sagt, er solle eine neue Religion verbreiten, die des einen, sich erbarmenden Gottes. Die diese Gesellschaft in ihren Grundfesten erschüttern sollte.
Der Koran, eine Rezitation, und die Einflüsse von Christentum und Judentum
Eine kleine Gruppe schart sich um den neuen Propheten, aus Vers um Vers, Sure um Sure, entsteht der Koran. Das Wort Koran bedeutet „Rezitation“, denn er wird viele Jahre lang mündlich weitergegeben und enthält viele Bezüge zum Christentum und vor allem zum Judentum. Damals wird wenig geschrieben. Abends sassen die Menschen zusammen ums Feuer und erzählten sich ihre Erlebnisse und Geschichten.
Klare Einflüsse des Judentums auf den Islam lassen sich von bestimmten Speisevorschriften ableiten wie dem Verbot, Schweinefleisch zu verzehren. Oder auch das Beten in eine bestimmte Richtung, die Kibla, nach Jerusalem für die Moslems (!) sowie die Einhaltung einer Fastenzeit, ebenfalls dem jüdischen Einfluss geschuldet.
Anfangs gab es in Mekka wenig Muslime, deshalb die Kureish in Mohammed einen Unruhestifter sehen, letztendlich eine Konkurrenz für den Polytheismus in Mekka, auf die Dauer eine unhaltbare Lage. Mohammed muss daher die Stadt im Jahre 620 verlassen, was später den Beginn der islamischen Zeitrechnung definieren wird, die sogenannte Hidschra, der Auszug aus Mekka. Mohammed wird ein Verbannter, was nicht weniger als eine Katastrophe für einen damaligen Menschen bedeutet, er verliert seine Identität. Er muss mit seinen Anhängern die Stadt verlassen, sie verlieren einen Grossteil ihrer Besitztümer und ziehen nach Medina.
Mohammed und die Hoffnung auf “Beitritt” der Juden von Medina
622 erreichen Mohammed und seine Anhänger Medina. Dort lebten drei jüdische Stämme, ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung kannte also konkret gelebtes Judentum. Mohammed hofft, die Juden würden ihn als Propheten annehmen wie andere Propheten früher. Er erwartet eine Art „Beitritt“ der Juden zu den Moslems, weil ihre beiden Religionen vergleichbar (!) waren.
Die Juden in Medina bewirtschafteten die Palmenhaine und waren Goldschmiede und Händler. Die drei jüdischen Stämme spielten eine zentrale Rolle im wirtschaftlichen und politischen Leben der Stadt. Mohammed kontaktiert sogleich die Rabbiner der Stadt und ist neugierig auf die biblischen Geschichten. Er hofft, von ihnen als Abgesandter Gottes anerkannt zu werden. Bald entsteht ein leidenschaftlicher theologischer Disput unter allen Beteiligten. Die Juden fühlen sich Mohammed sofort verbunden, wollen ihn jedoch nicht als jüngsten Propheten anerkennen. Sie reagieren ablehnend wie auf die Ankunft der Christen : Das Neue Testament sollte das Alte Testament ablösen, damit waren sie nicht einverstanden. Der Koran, eine Korrektur des Neuen und des Alten Testaments? Nein! Es kommt zur Konfrontation.
Ausbreitung des Islams, Mohammed wird zum Militärführer
Animositäten unter den Stämmen waren damals normal. Trotzdem verbünden sich die jüdischen Stämme mit Mohammed gegen die polytheistischen Angreifer in der Stadt. So wird aus Mohammed auch ein militärischer Anführer. Doch das Bündnis bleibt zerbrechlich, da die Juden die Ausbreitung des Islams immer stärker als Gefahr empfinden.
In der Stadt bekommen die muslimischen Gemeinden Vorrang vor den jüdischen und, wie nicht anders zu erwarten, die Juden fühlen dadurch in ihren Privilegien bedroht. Es kommt Feindseligkeit auf.
In der entscheidenden Schlacht von Badr 624 zwischen einem Teil der Juden und den Muslimen gewinnen die Muslime überraschend, obwohl sie zahlenmässig den Bewohnern von Medina unterlegen sind. Laut Koran war der Sieg nur möglich durch die Unterstützung einer göttlichen Armee von 3000 Engeln.
Sieg von Mohammed über die jüdischen Banu Kainuga und Banu Nadir
Zurück in Medina wird der muslimischen Armee ein begeisterter Empfang bereitet. Doch manche, auch Juden, provozieren die Krieger, was zu einem offenen Konflikt zwischen den Moslems und dem jüdischen Stamm der Banu Kainuga führt. Die beiden anderen jüdischen Stämme kommen ihnen indes nicht zu Hilfe. Mohammed muss über das Schicksal der Banu Kainuga entscheiden – und beschliesst, sie zu verbannen – aber in geordneten Bahnen. Daran schliesst sich ein Konflikt mit dem 2. Jüdischen Stamm der Banu Nadir an, auch sie werden verbannt.
Nun war nur noch ein jüdischer Stamm übrig, der beschuldigt wird, das Bündnis mit Mohammed gebrochen zu haben. Über sein Schicksal wird von einem gemeinsam ernannten Schiedsmann entschieden: Frauen und Kinder werden als Sklaven verkauft, die erwachsenen Männer hingerichtet. So lauteten die damals üblichen, rauen Sitten.
Auf diese Weise hat sich Mohammed seine grössten Gegner, die jüdischen Rabbiner, vom Halse geschafft und der Islam konnte in eine neue Phase seiner Entwicklung eintreten. Anfangs wies der Islam noch viele Ähnlichkeiten mit dem Judentum auf, doch nun konnte sich der Islam eine neue Identität verschaffen, die sich von der der Juden unterschied. Theologische Dispute mit den Juden führen darüber hinaus zu einer Distanzierung von einzelnen Praktiken der Muslime, die sie von den Juden übernommen hatten : Dies galt für das Fasten, das nun im Ramadan und nicht mehr zu Jom Kippur stattfinden sollte. Und, wichtiger noch, die bisherige Gebetsrichtung wird von Jerusalem nach Mekka verlegt.
Die Geschichte von Abraham und Ibrahim und seinen Söhnen
Man vermutet, dass in dieser Zeit die Geschichte von Ismael, Isaak und ihrem Vater Abraham entstanden ist: Abraham war eine bedeutende Figur der Thora und Stammvater des Volkes Israel. Doch für Mohammed war Abraham (arabisch Ibrahim) ebenfalls ein Prophet des Islams. Im Laufe der Jahrhunderte sollte die Geschichte von Abraham und seinem Sohn Ismael zu einem Streitthema zwischen Juden und Moslems werden.
Doch worum ging es eigentlich? Stammvater Abraham wurde alt und hatte immer noch keinen Sohn mit seiner Frau Sara. Da beschliesst er, mit Haga, der ägyptischen Sklavin seiner Frau, ein Kind zu zeugen und nannte seinen Sohn Ismael. Doch im hohen Alter von 99 Jahren bekommt er endlich, mit göttlicher Hilfe, doch noch ein Kind mit Sara, Sohn Isaak. Sara wird natürlich eifersüchtig und fordert Abraham auf, Ismael und seine Mutter Haga fortzuschicken. An dieser Stelle befiehlt Gott Abraham, seinen Sohn zu opfern. Abraham ist bereit, dies zu tun und gerade als er zur Tat schreiten will, gebietet ihm Gott Einhalt und schickt ihm als Ersatz für Isaak einen Widder, den er opfert.
In der islamischen Tradition klingt die Geschichte ein wenig anders : Ibrahim war dabei, nicht Sohn Isaak, sondern Ismael zu opfern! Und Ismael gilt seinerseits als Stammvater der Araber. Für sie bedeutet diese Abstammung, dass auch sie, wie die Juden, zu den von Gott gesegneten Völkern gehören. Die Araber wollten also den Juden nicht dieses Monopol überlassen. Den Moslems geht es bei dem Bezug auf Abraham/Ismael um die Abstammung im Glauben und um Blutsverwandtschaft. Für sie hat der Patriarch Ibrahim das Heiligtum der Kaaba in Mekka erbaut und es ist die Pflicht der Moslems, die Kaaba von den Polytheisten zurückzuerobern, die es mit ihren Götzen geschändet haben.
Siegreiche Rückkehr von Mohammed nach Mekka
Acht Jahre nach der Vertreibung aus Mekka kann Mohammed seine Heimatstadt Mekka zurückerobern und macht sie zur Heiligen Stadt der Muslime. Die Menschen in Mekka ergeben sich kampflos, auch demoralisiert durch die zunehmenden Übertritte ihrer Nachbarn zum Islam.
Dies galt jedoch nicht für die Juden der Oase Haiwa, die Zuflucht der Banu-Nadir. Die Juden dort waren Landwirte und Krieger und hatten die Oase zu einer uneinnehmbaren Festung ausgebaut. Nach langer Belagerung besiegt Mohammed sie. Was tun mit den Belagerten? Die Banu-Nadir schlagen ihm eine Art Tributzahlung vor, d.h. sie gegen die Zahlung einer Steuer zu verschonen und sie ihren Glauben praktizieren zu lassen. Mohammed ist einverstanden, seine Gegner werden so zu einer Einnahmequelle.
Schutzgelder (dhimma) der Juden und Christen an Mohammed
Von nun an werden nach jedem Kampf ähnliche Vereinbarungen mit jüdischen oder christlichen Stämmen geschlossen, die unter die Herrschaft der Muslime geraten. Daraus wird die dhimma, was auf Arabisch Unterwerfung, aber auch Schutz bedeutet. Dhimma hatte viel mit theologischen Vorstellungen zu tun. Schutzgemeinschaften existierten bereits in vorislamischer Zeit. Allerdings bedeutete die dhimma automatisch einen niedrigeren Status.
Im Jahr 632, 22 Jahre nach der göttlichen Weisung, erkrankt Mohammed und stirbt. Nachfolger und Kalif wird ein enger Vertrauter Mohammeds, Abu Bakr. Dieser setzt Mohammeds Eroberungszüge fort. Nach dessen Tod wird Omar Ibn Al-Hathab Nachfolger des Propheten. Unter seiner Herrschaft dehnt sich das Herrschaftsgebiet des Islams bis nach Bengazi und Isfahan in Persien aus.
Mohammeds Nachfolger Kalif Omar Ibn Al-Hathab und die “dhimma”
Der neue Kalif beschliesst 642, die dhimma auf der arabischen Halbinsel abzuschaffen. Angeblich soll Mohammed ihm vor seinem Tode aufgetragen haben, die Juden aus Hedschas zu vertreiben. Dies war zweifelhaft, dennoch tat er es. Die Juden zogen also gen Norden. An dieser Stelle trat Khab al-akhbar, ein jemenitischer Jude, auf den Plan, der zum Islam übergetreten war und sogar Berater von Kalif Omar wurde. Er kam nach Medina und sollte die muslimische Tradition entscheidend prägen. Khab al-akhbar war eine faszinierende Gestalt. Sein Name bedeutete soviel wie „Mitglied“, er war eine Art Rabbi, ein sehr gebildeter, jüdischer Gelehrter. Er wurde für die Muslime zu einem engagierten Lehrer jüdischer Quellen. Aus ihm sollte ein arabischer Dolmetscher und Übersetzer jüdischer Überlieferungen werden. Durch ihn machen sich die Muslime mit den bedeutendsten jüdischen Figuren vertraut wie Moses (Moussa), Joseph (Jussuf), König David (Dawd), König Salomon (der den Tempel in Jerusalem erbaute, wird zu Suleiman). Seine Erzählungen tragen nicht umsonst den Titel „Israeliaden“. Manches war indes erfunden und nicht alles wurde geglaubt. Und andere stellte seine Erzählungen infrage. Das Entscheidende war, dass jüdische Traditionen muslimisiert wurden.
Einnahme des christlichen Jerusalem durch Kalif Omar – begeisterter Empfang durch die Juden
636 wird das christliche Jerusalem von Kalif Omar eingenommen, es heisst, Khab al-akhbar befand sich zu diesem Zeitpunkt an der Seite seines Herrn. Die Legende besagt, dass er Omar auf den Tempelberg führte, wo Abraham seinen jüdischen Sohn opfern wollte. Omar war beeindruckt und liess den Tempelberg vom Schutt beseitigen.
Für viele Juden war die Ankunft der Muslime ein wichtiges Ereignis, nämlich das Zeichen für den Anbruch einer neuen, fast messianischen Zeit. Kalif Omar wurde in Jerusalem begeistert empfangen. Auch für die Christen ist Jerusalem eine Heilige Stadt, nämlich der Ort der Kreuzigung Jesu. Der Kalif wird vom Patriarchen mit grossem Respekt empfangen. Er lädt ihn in die grosse Kirche Jerusalems ein, doch Omar lehnt ab. Er erklärt dies damit, dass mit einem derartigen Besuch nach seinem Tod die Kirche in eine Moschee verwandelt werden müsse – was er verhindern wollte! Also bittet er den Patriarchen nach draussen. Schon in frühester Zeit gab es das Bewusstsein bei den Muslimen zu versuchen, mit den jüdischen und christlichen Nachbarn in Frieden zu leben!
Ausdehnung der islamischen Eroberungen gen Persien und Byzanz
Nach dem Tode Omars 644 wird die islamische Expansion fortgesetzt : Das persische Sassanidenreich wird erobert, Byzanz verliert grosse Gebiete. Der erstaunliche Erfolg des Islams hatte auch viel mit seiner revolutionären Botschaft zu tun, nämlich der Gleichheit aller Menschen, ihrer Gleichheit vor Gott. Das dhimma-System funktionierte dabei sehr gut und beendete die Kriege. Wie sollte nun das neue Reich verwaltet werden? Oft genug geschah dies mit Hilfe der lokalen Eliten, den Christen oder Juden. Wegen der grossen Ausdehnung des Reiches mussten die Muslime pragmatisch vorgehen. Griechen und Sassaniden durften ihre Posten behalten – nur dass sie jetzt im Dienste der Muslime standen. So konnten die Muslime weitere Territorien erobern und ihre Eroberungen befrieden.
Eroberung des christianisierten Nordafrikas und seiner jüdischen Minderheit
Nordafrika und zur gleichen Zeit Rom waren im 4. Jahrhundert christianisiert worden. Ein Teil war Heiden geblieben und eine bedeutende jüdische Minderheit, vor allem in den Bergen des Atlas, hatte sich mit den Berbern verbunden. Hier konzentrierte sich der Widerstand, angeführt z.B. durch die Person der angeblich jüdischen Berberkönigin Kaina. Bis heute ist sie in der jüdischen und muslimischen Tradition Nordafrikas lebendig. Vielleicht war sie sogar Christin.
Die Eroberung Nordafrikas durch die Muslime gestaltete sich langwierig und schwierig und zog sich 50 Jahre lang hin. Nach heftigen Kämpfen verbündeten sich die lokalen Eliten der Berber mit den Arabern und Tarik Ibn Siad, ein Feldherr der Berber, überquerte 710 die Meerenge von Gibraltar, ein Name, der ursprünglich „Djebel Tarik“ bedeutete.
Sprung auf iberische Halbinsel nach Europa – Al-Andalus
Auf der Iberischen Halbinsel befanden sich die christlichen Westgoten und ihr Reich im Niedergang. Eine Pestepidemie brach aus, für die die katholischen Machthaber die Juden verantwortlich machten. Wegen ihrer Raubzüge und Gewalttaten waren die Westgoten sehr unbeliebt bei den Menschen. Die kleine muslimische Armee wurde daher von der Bevölkerung, insbesondere den Juden, freudig begrüsst. Der Feldzug war nur kurz. Die spanischen Juden wurden von den Westgoten verfolgt, die versuchten, sie gewaltsam zum Christentum zu bekehren. Viele Jahrhunderte später sollte sich dies mit anderen christlichen Herrschern wiederholen.
Viele Juden reagieren auf den Angriff der Westgoten mit passivem Widerstand. Von den Moslems erhoffen sich die unterdrückten Juden jedoch viel und für diese sind die Juden unerlässliche Verbündete gegen die Christen. Und werden daher bewaffnet, was eigentlich im Widerspruch zur dhimma steht.
In nur zehn Jahren wird die Iberische Halbinsel, Al-Andalus genannt, von den Moslems erobert. Knapp 100 Jahre nach Mohammeds Offenbarung erstreckt sich nun das muslimische Reich über drei Kontinente : Asien, Afrika und Europa. Das hätte niemand erwarten können. Es veränderte den Charakter der ganzen Region und wurde zu einem einheitlichen Gebiet.
Die Muslime leben in Frieden mit ihren christlichen und jüdischen Minderheiten. Ob in Bagdad, Kairo oder Cordoba, die Vielfalt der Traditionen wird zu einer der glanzvollsten Kulturen der Menschheitsgeschichte führen.
WEITERE INFORMATIONEN :
http://www.arte.tv/guide/de/042497-000/juden-muslime-so-nah-und-doch-so-fern-1-4